Die Ausstellung im Haus St. Stephan präsentiert von 8 bis 29 Juli Gemälden von drei Generationen einer Künstlerfamilie. Vater, Sohn und Enkeltochter, weisen alle drei eine hohe technische Perfektion auf, vertreten aber völlig abweichende künstlerische Ansichten.
László Ördögh Senior, geboren 1923, war ein später aber herausragender Nachfolger der französischen Impressionisten. Er malte liebevoll die west-ungarische und burgenländische Landschaft und porträtierte die einfachen Dorfleute in den charakteristischen Augenblicken des ländlichen Lebens.
László Ördögh Junior, geboren 1951, auch mit dem Künstlernamen Diabolus bekannt, absolvierte ein Industrie Design Studium an der Akademie der angewandten Künste in Budapest. Seine künstlerische Karriere fügt sich organisch in seine wesentlich breitere Laufbahn. Er entwickelte ein digitales Menschmodell, ein Ergonomie Werkzeug, das die ergonomische Analyse von komplizierten Konstruktionen während der Planungsphase im virtuellen Raum ermöglicht und dadurch Entwicklungskosten reduziert. Die Erfahrungen im industriellen und computertechnischen Bereich prägen seine Gemälden und Grafiken. Er betont die soziale und politische Verantwortung des Künstlers in der Gestaltung unserer Zukunft. Seine Bilder weisen oft Details von Maschinen oder Industriehallen auf, und übermitteln schwerwiegende Gedanken über unsere technisierte und globalisierte Welt.
Noémi Ördög, geboren 1987, ist eher mit dem Künstlernamen Naomi Devil bekannt. Sie absolvierte ein Studium der Malerei an der Akademie der bildenden Künste und ein Grafik Design Studium an der Akademie der angewandten Künste in Wien. Sie studierte drei Jahren lang Architektur an der Technischen Universität in Wien ohne dieses Studium zu beenden. Sie ist als Malerin seit 14 Jahren Tätig, ihre Bilder wurden bisher trotz ihres jungen Alters schon in renommierten Instituten in zehn verschiedenen Ländern ausgestellt. Technisch sind ihre Bilder der realistischen Malerei der alten Meister ähnlich, thematisch aber stark zeitgenössisch, oft sogar futuristisch mit vielen surrealistischen Zügen. Sie entwickelte eine eigenständige und bemerkenswerte künstlerische Sprache. Sie behandelt sehr sensibel die aktuellsten Themen unserer komplexen Welt und unserer gefährdeten Zukunft.
Ähnlich ihrem Vater widmet Naomi Devil auch viel Zeit an dem Studium der Computertechnologie. Für sie ist es besonders wichtig, mit neuen Technologien zu experimentieren. Sie arbeitet mit Methoden wie 3D Modellierung, Fotomanipulation und Script Basierte Computer Kunst. Ebenso hat sie eine kybernetisch programmierte Skulptur entwickelt.

László Ördögh Senior
László Ördögh Senior wurde am 12. März 1923 in Miskolc geboren. Er begann sein Studium der Malerei 1942 an der Akademie der Bildenden Künste in Budapest bei Professor Burghardt Rezső. Er war aufgrund des Zweiten Weltkrieges gezwungen das Studium eine Zeit lang zu unterbrechen und konnte es er erst 1949 abschließen. Danach begann er eine Studienreise in Italien und besuchte die Akademie der bildenden Künste in Florenz, wo er für sein Selbstbildnis ausgezeichnet wurde. Nach seiner Rückkehr arbeitete er drei Jahren lang als Assistent bei Professor Dennis Eugene, Restaurator an der Akademie für Bildende Künste.
In den Nachkriegsjahren gehörte László Ördögh Senior mit seiner Frau, Maria Janz zu dem Künstlerkreis, der sich rundum das Künstlerhaus in Nagymaros bei dem Donauknie bildete. Er hatte dauerhafte Beziehungen mit der Szinyei Merse Pál Gesellschaft. Der Maler erhielt Aufträge vom Ministerium für kulturelle Angelegenheiten, trotz der Tatsache, dass er nie bereit war, das diktatorische Regime während des sowjetischen Einflusses in Ungarn zu unterstützen. Er gewann internationale Anerkennung in Jahrzehnten, wenn die Bewegungsfreiheit der ungarischen Künstler eingeschränkt war. Seine Werke wurden unter anderem in Kanada, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Schweden und Deutschland ausgestellt.
Er war nicht nur als Maler erfolgreich. 1956 war er Mitglied der ungarischen Mannschaft, die den Modelflieger Weltmeisterschaft in Cranfield gewann. Im Einzelkampf der Sportler hatte er den fünften Platz erreicht. Seine Mannschaft gewann 1959 die Goldmedaille der Europameisterschaft.
In den sechziger Jahren verbrachte der Maler mit seiner Familie die Sommer im Künstlerhaus von Zsennye. Das ehemalige Schloss Bezerédi in dem kleinen Dorf zirka 20 km weit von Szombathely in West-Ungarn war Treffpunkt und Werkstatt der ungarischen Künstler. Von den jährlich wiederkehrenden Künstlern niederließen sich einige endgültig in dieser ruhigen Gegend. Angelockt von den Freunden und von der Schönheit der Landschaft, kaufte auch László Ördögh Senior ein Haus in einem kleinen Dorf 4 km weit von Kőszeg, das zuerst als Sommerresidenz diente. Der Künstlerpaar gab 1985 ihren Wohnsitz in Budapest auf dem Gellért-Berg endgültig auf, und niederließ sich in Cák. Ein Jahr lang war László Ördögh Senior sogar Bürgermeister des Dorfes. Der Mahler lebte und arbeitete hier bis seinem plötzlichen Tod im Jahr 2007.
László Ördögh Senior war ein herausragender Vertreter der ungarischen impressionistischen Malerei. Mit empfindlichen Augen für die Vibrationen der Farben, verzauberte er meisterlich die west-ungarische und burgenländische Landschaft auf die Leinwand. In seinen Bildern kommt seine Liebe und Verständnis für die einfachen ländlichen Leute zum Ausdruck. Die Dorfleute und ´die befreundeten Nachbarn sind auf den Bildern während der Arbeit in der Landschaft dargestellt. Er porträtierte gerne die älteren Leute. Auf einem Bild hebt ein alter Kumpel das Weinglas und lässt lachend den einzigen Zahn erblicken, auf dem anderen hebt eine alte Dame schwerfällig den Eimer voll mit Wasser. Der Maler hielt charakteristische Momentaufnahmen des dörfischen Lebens fest. In seinen letzten Jahren beschäftigte er sich viel mit dem Gedanken an den Tod. Seine Selbstporträts widerspiegeln dramatische innere Kämpfe und den Weg auf dem er sich fortschreitend allmählich vom Leben verabschiedete.

László Ördögh Junior
László Ördögh Junior wurde als einziger Sohn der Künstlerpaar László Ördögh Senior und Maria Janz 1951 in Budapest geboren. Er studierte Industrie Design an der Akademie der angewandten Künste in Budapest, und absolvierte ein drei Jahre lang andauerndes weiterführendes systemtheoretisches Studium an derselben Akademie.
Er ist mit dem Künstlernamen Diabolus bekannt. Seine künstlerische Karriere fügt sich organisch in seine wesentlich breitere Laufbahn. Seit dreißig Jahren beschäftigt er sich mit virtueller Menschmodellierung. Er entwickelte mehrere digitale Menschmodelle, die verschiedene Entwicklungsphasen eines Ergonomie Werkzeugs darstellen. Diese Softwareprodukte schaffen die Voraussetzungen, um die ergonomische Analyse von komplizierten Konstruktionen im virtuellen Raum auszuführen. Die prospektive Analyse ermöglicht die Reduzierung von Entwicklungskosten während der Planungsphase. Mit Hilfe der korrektiven Analyse können bestehende Konstruktionen verbessert werden, um dadurch die kostbarste Ressource, die menschliche Gesundheit zu schonen. Den Rahmen für diese Tätigkeiten bieten die von László Ördögh Diabolus gegründeten Firmen VHE (Virtual Human Engineering) in Deutschland und ViVeTech (Virtual Verification Technology) in Ungarn.
Die Erfahrungen im industriellen und computertechnischen Bereich prägen die künstlerische Tätigkeit von László Ördögh Diabolus. Seine Gemälden und Grafiken entstehen zum Teil als Nebenprodukte seiner Überlegungen im digitalen Bereich. Andererseits die Computertechnik erweitert sein künstlerisches Arsenal um seine Gedanken über die Widrigkeiten und Probleme der Gegenwart auszudrücken. Details von Maschinen oder Industriehallen wurden Elemente seiner künstlerischen Sprache. Er entwickelte verschiedene Techniken, um Computer generierte Grafiken mit traditionellen Methoden gemeinsam zu verwenden. Er war in den sozialen Medien künstlerisch tätig. Er gründete die CARP (Cybernetic Art Research Projekt) Künstlergruppe in SecondLife. Die Gruppe beschäftigte sich mit Skript-basierter digitaler Kunst in den virtuellen Welten. Sie realisierten mehrere virtuelle Theaterstücke. Die Gruppe löste sich vor kurzem, auf Grund von Zeitmangel wegen umfangreichen Projekten in der eigenen Firma, auf.
László Ördögh Diabolus betont die soziale und politische Verantwortung des Künstlers in der Gestaltung unserer Zukunft. Seine Bilder übermitteln schwerwiegende Gedanken über unsere technisierte und globalisierte Welt.

Naomi Devil
Naomi Devil begann ihre Karriere bereits im Alter von sechzehn Jahren. Eigentlich wollte sie Mode-Designerin werden, doch zwei grundlegende Erfahrungen brachten sie von diesem Weg ab. Ein Besuch der Saatchi Galerie in London und ein dreiwöchiger Kurs in der Internationalen Sommerakademie der Bildenden Künste in Salzburg überzeugten sie davon, dass Malerei mehr sein kann als die Landschaftsmalerei ihres Großvaters. Plötzlich war Malerei nicht mehr tot. Für Naomi Devil eröffneten sich endlose Möglichkeiten, um Malerei Leben einzuhauchen, um zeitgenössische Ideen und Lebensstile auszudrücken.
Seit vierzehn Jahren arbeitet Naomi Devil kontinuierlich an ihrer Kunst und lässt sich nicht in eine Schublade stecken. Ihr Hunger nach Veränderung, neuen Zielen und Wissen führt sie immer wieder in neue Bereiche. Er sorgt dafür, dass unaufhaltsam neue Fragen entstehen, die nach unkonventionellen Antworten drängen. Künstler sollen ihrer Ansicht nach zurückkehren zu den Wurzeln eines Polyhistors, wie Leonardo da Vinci es war oder wie einst Dalí, der neben seiner Malerei auch Möbel und Schmuck designte. Ein Künstler sollte fähig sein, über die Grenzen einer Leinwand hinauszugehen. Man könne es sich in einer Welt wie heute, in der sich alles so rasend schnell verändert, nicht mehr leisten, sich auf eine Sache zu konzentrieren. Auch als Künstler müsse man sich dem Tempo anpassen. Dazu passt auch ihr Credo, dass ein Projekt für jede Art von Künstler – sie versteht darunter auch Architekten und Grafikdesigner - immer eine neue Herausforderung darstellen solle, das dazu zwingt, etwas Innovatives zu schaffen.
Naomi Devils künstlerische Produktion manifestiert sich zwischen De- und Rekonstruktion, De- und Komposition. Die Arbeiten der Serie, die sie 2013 begann zu malen, sind zum einen lebensgroße Portraits in Öl mit surrealistischen Zügen, zum anderen große Stillleben von frei erfundenen Insekten und Früchten. Das Hauptthema einer weiteren Serie hat Naomi Devil ihrer lebenslangen Faszination an der konsumgeilen Jugendkultur und virtuellen Realitäten gewidmet. Da sie von zuhause aus unterrichtet wurde, war ihr einziger sozialer Kontakt das Internet. Chatrooms, Fashionblogs und Computer-Rollenspiele waren für ihre spätere künstlerische Entwicklung, nebst den Extremen der Horror-Pop-Kultur und der zuckersüßen Disney Welt, von großer Bedeutung. In ihrer Arbeit zeigt sich die Idee eines zweiten nicht existierenden Online-Lebens. Ein Leben in Freiheit, beherrscht von Illusionen und Träumen, in dem die schrägsten Genmanipulationen und ein schwereloser Raum ohne jegliche physikalischen Gesetze möglich sind.
Die Arbeiten aus 2014 fügen ihren früheren Themen der sexuellen Befreiung und dem Feminismus der westlichen Welt noch mehr Schärfe hinzu. Die Künstlerin verwendet hierzu Portraits aus historischen Gemälden von der Renaissance bis zum Barock und positioniert die Figuren in neuen zeitgenössischen Kontexten, um die Unterschiede der verschiedenen Epochen zu unterstreichen. So werden barocke Hofdamen Alkohol trinkend oder eine Zigarette rauchend, in männlichen Posen und Jedi-Ritter-Kostümen mit Lichtschwertern dargestellt. Auch Gemälde von den alten Meistern, die Szenen und Figuren der griechischen Mythologie zum Inhalt haben, dienen Naomi als Vorlage. Naomi Devils Spezialität ist es, einen ein wenig absurden und ironischen Blick auf eine bestimmte Sache zu werfen, der den Betrachter verwirrt und verwundert zurücklässt. Ihr Wunsch ist es, ihren Werken eine gewisse Hieronymus Bosch Qualität zu geben, die das zu rationale, westliche Gehirn herausfordert. Bosch stellt Verlangen, Träume und Verlockungen auf reduzierte Weise dar. Die Künstlerin Naomi Devil tut dies anders. “Unsere Gesellschaft bietet uns alle Formen von Glück und verwirklichbaren Träumen. Ich vergrößere, verändere und erfinde neue Formen und erschaffe fingierte Räume für sie.“ Als Beispiel seien ihre riesigen Malereien von erfundenen Früchten genannt, die genauso farbenfroh sind wie die Werbungen von heute. „Sie verführen uns. Wir wollen in sie hineinbeißen, obwohl wir nicht hungrig sind.“
Für Naomi Devil ist es besonders wichtig, mit neuen Technologien zu experimentieren. Sie arbeitet mit Methoden wie 3D Modellierung, Fotomanipulation und scripted computer art. Ebenso hat sie eine kybernetisch programmierte Skulptur entwickelt.
Durch die Vermischung figurativer Kunst und computergenerierter Abstraktion hat Naomi Devil eine Bildsprache entdeckt, die sie auch in Zukunft weiterverfolgen will. Diese Art von Mixed-Media-Kunst ist harte Arbeit. Dies spornt sie jedoch sogar noch an und offeriert ihr neue Möglichkeiten, die es noch zu entdecken gilt. Naomi Devil hat an diesem sehr frühen Zeitpunkt ihrer Karriere ihre künstlerische Identität entdeckt und einen eigenen Themenpool kreiert. Diese junge Künstlerin will nicht für etwas bekannt werden, das sie vor zehn oder zwanzig Jahren geschaffen hat. Sie will für ihre Fähigkeit bekannt werden, Menschen mit ihrer Innovation und ihrem Umdenken überraschen zu können.